Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.

Artikel aus dem Lokalteil „Oberes Vogtland” der Freien Presse vom 20. Oktober 2005

Motor-Draisine fährt nach Jägersgrün

Ab Himmelfahrtstag 2006 soll der Schienen-Kleinwagen an der Zwickauer Mulde entlang rollen - IV-K-Lokomotive kehrt nach Carlsfeld zurück

Foto: Eberhardt Mädler

Sie ist wieder nach Hause zurückgekehrt - die IV-K- Lokomotiven 99 606. Doreen Dörfler und Achim Meinel vom Förderverein Westsächsische Eisenbahnen befestigten die Originalnummer von 1925 am Kessel. Foto: Eberhardt Mädler

Foto: Eberhardt Mädler

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Carlsfeld/Tannenbergsthal. Die Signale stehen endlich auf Grün: Eine Motor-Draisine soll ab Himmelfahrt 2006 zwischen Wilzschhaus und Tannenbergsthal am Ufer der Zwickauer Mulde auf der von Baum- und Grasbewuchs befreiten Trasse der ehemaligen Bahnstrecke Chemnitz-Aue-Adorf unterwegs sein. Bisher stand der Schienen-Kleinwagen mit zwei Anhängern im Carlsfelder Lokschuppen. Betreiben will der Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen (FHWE) die Linie.

Die im November 1875 eingeweihte Linie war 1975 wegen des Baus der Talsperre Eibenstock stillgelegt worden. Noch bis 1982 fuhren Personenzüge von Muldenberg über Hammerbrücke, Jägersgrün und Rautenkranz bis Schönheide-Süd. In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Pläne für eine touristische Nutzung der Gleise in Verbindung mit der Deutschen Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz. Landrat Tassilo Lenk (CDU) hatte damals das Projekt einer Fahrrad-Draisine favorisiert.

Der Glückstern leuchtete dem Verein offenbar auch bei seinem zweiten Projekt: An Sachsens erste „Bimmelbahn”-Strecke in Carlsfeld ist eine von 22 noch existierenden Dampflokomotiven der Gattung IV K zurückgekehrt. Die 1916 in den Chemnnitzer Hartmann-Werken gebaute Maschine stand seit 1993 im Freigelände des Nürnberger Museums - und ebendieses Ausstellungshaus brannte am Dienstag ab. Dabei wurden zahlreiche Exponate beschädigt. Die IV-K-Lokomotive hat der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen (VSSB) inzwischen als Dauerleihgabe an den Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen (FHWE) übergeben.

„Wir planen die Aufarbeitung der Hülle”, erklärte FHWE-Vizechef Holger Drosdeck. „Betriebsfähig wird die Lok nur unter Federführung des Verbandes.” Der VSSB will das Gefährt als „Springer-Lok” für die sächsischen Schmalspur-Routen fahrtüchtig machen. Gegenwärtig sind noch sieben von einst 96 „IV-K´s” im Einsatz.

Der FHWE indes saniert das architektonisch wertvolle Bahnhofshaus im Schönheider Ortsteil Wilzschhaus. Dieses Empfangsgebäude soll wieder „ursprünglich” genutzt werden: Als Bahn-Aufsicht, Passagier-Aufenthaltsort und als Übergang zwischen den Regel- und Schmalspur-Bahnsteigen. „Deutschlandweit gibt's kaum noch ein solches Ensemble” so Drosdeck. „damit hauchen wir einem Stück sächsischer Verkehrsgeschichte neues Leben ein.”

Für die Rekonstruktion des 1896 entstandenen Drei-Geschossers wurden von der Europäischen Union und dem Freistaat Sachsen 210.000 Euro Fördermittel bewilligt. Auf knapp 300.000 Euro belaufen sich die Gesamtkosten. Das Haus ist ringsrum eingerüstet, das Dach wird repariert, die Sanierung der markanten Klinkerstein-Fassade läuft. Das Erdgeschoss erhält historisch nachgebaute Türen. Die Fenster können aufgearbeitet werden, da sie sich noch in gutem Zustand befinden. „Im Außengelände wird der Verein von Ein-Euro-Jobber unterstützt”, freut sich Drosdeck, „derzeit sind es neun Leute”. Bereits im nächsten Jahr soll das Gebäude wieder in alten Glanz erstrahlen - Fahrkartenschalter, Stellwerk, Warteraum sowie Gaststätte inclusive.

VON EBERHARD MÄDLER UND THORALD MEISEL

Im Oktober 2006 möchte der FHWE mit dem Projekt den 125. Geburtstag der sächsischen Schmalspurbahnen bereichern. „Spätestens dann wollen wir den Startschuss für den Wiederaufbau der Bahn zwischen Wilzschhaus und zunächst Wilzschmühle geben”, blickt Drosdeck voraus.

FHWE-Presseartikel

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