Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.

Artikel aus dem Schönheider Wochenblatt vom 30. September 2005

Schönheide und Carlsfeld 2006 Gastgeber für „Bimm”-Jubiläum

Foto: Berger

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Stützengrün (o.), Schönheide (m.) & Wilzschhaus (u.)
Fotos: Berger

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Vor 30 Jahren letzter Personen Zug zwischen Rothenkirchen und Wilzschhaus

Ein trauriges Jubiläum erlebten Schönheide, Stützengrün und Rothenkirchen Dienstag: Genau vor 30 Jahren passierte diese Dörfer letztmals ein planmäßiger Personenzug der ersten, längsten & steilsten Schmalspurbahn Sachsens. Mit der Aufschrift „s is Feierohmd” versehen, kündeten am 27. September 1975 Waggons und Loks vom - vermeintlichen - Ende einer Verkehrs-Ära.

41,9 Kilometer lang und 535 Meter steil

Begonnen hatte alles mit dem Bau des Abschnittes Wilkau bis Kirchberg anno 1881. Etappenweise waren bald auch Saupersdorf, Hartmannsdorf, Bärenwalde, Obercrinitz, Rothenkirchen sowie Stützengrün und Schönheide am Schienennetz. Die Eröffnung des letzten Abschnittes zwischen Wilzschhaus und Carlsfeld erfolgte 1897. Damit überwand die Bahn auf 41,9 Kilometern beachtliche 535 Meter Höhenunterschied. Die herausragendsten Bauwerke waren die beiden Stützengrüner Stahl-Viadukte sowie jene Brücke auf Granitpfeilern, die das Mulden-Tal vor Wilzschhaus mit 162 Metern Gesamtlänge überquert. Vielerorts ermöglichte erst die 8222;Bimm” die Entwicklung prägender Industriezweige. Um Kirchberg hatten dutzende Textilwerke ihren Gleis-Anschluss, in Stützengrün und Schönheide fuhren Güterzüge direkt in die Bürstenfabriken und in Carlsfeld profitierte die Glasindustrie von der Bahn.

Strecke ab 1967 nur noch zweigeteilt

Bereits 1965 wurden jedoch Untersuchungen zum sogenannten „Verkehrs-Trägerwechsel” von der Schiene auf die Straße angestellt. Am 21. Mai 1966 wurde der Personenverkehr auf dem jüngsten Teilbereich zwischen Wilzschhaus und Carlsfeld liquidiert. Am 14. Juli 1967 verließ der - vorerst - allerletzte (Güter-)Zug Carlsfeld. Mit selbem Tag endete auch die „Bimmelbahn”-Zeit zwischen Kirchberg und Saupersdorf. Damit gab es zwei Streckentelle. Zwischen Saupersdorf und Rothenkirchen dampfte es bis Ende 1970. Nach knapp 92 Betriebsjahren gab's am 2. Juni 1973 auch das Aus für den ersten sächsischen Kleinbahnabschnitt zwischen Wilkau Haßlau und Kirchberg.

Abriss zog sich bis ins Jahr 1982 hin

Zwar entsprachen die Reisezeiten kaum mehr dem Stand der Zeit, da durch ausbleibende Instandsetzung des Gleisoberbaus stellenweise nur noch10 km/h gefahren werden durften. Feiertags-, Arbeiter- und Güter-Verkehr wurden zu Füßen des Kuhberges aber weiterhin intensiv genutzt. Dennoch: An jenem Sonnabend vor drei Jahrzehnten endete zwischen Rothenkireben und Wilzschhaus (Schönheide Süd) der Reiseverkehr. Und am 30. April 1977 rollte der letzte Güterzug von Stützengrün nach Wilzschhaus. Abbau-Züge verkehrten noch bis August 1979. Der Abriss der Viadukte zog sich bis 1982 hin.

Bereits 1993 Wiedergeburt mit Diesellok

Aber bereits 1993 erlebte die Strecke dank des Museumsbahnvereins Schönheide (MBS) ihre Wiedergeburt. Zwischen Fuchswinkel und Neuheide zog eine Diesellok erstmals wieder einen Personenwagen. In zwei Etappen erreichte der Wiederaufbau bis 2001 schließlich Stützengrün und Neulehn. Zwei restaurierte Dampfloks sowie sieben Waggons gehören zum Fuhrpark. In Carlsfeld engagiert sich der Förderverein Historische Westsächische Eisenbahnen (FHWE). 2003 dampfte hier erstmals wieder eine Lok aus dem einzigsten noch originalgetreu erhaltenen einständigen Kleinbahn-Heizhaus Sachsens. Vergangenen Oktober wurde der Bahnhof Carlsfeld wiedergeweiht. Ab 2006 soll der Abschnitt Wilzschhaus - Wilzschmühle (SW 35/05) wiederbefahr gemacht werden. Zudem gestalten über's Jahr FHWE und MBS den 125. Geburtstag sächsischer Schmalspur-Eisenbahnen. Den offiziellen Festakt gibt es am 21.10.2006 in Schönheide und Oldtimer-Busfahrten bis hinauf nach Carlsfeld. Wer nacherleben will, wie man auf der ersten, längsten und steilsten Schmalspurbahn Sachsens reiste, kann das Sams- bis Montag, 1. bis 3. 10., mit der Museums-„Bimmelbahn̶ tun. 10, 11, 13.15, sowie stündlich von 14 bis 17 Uhr ab Schönbeide und immer „halb” ab Stützengrün. Auch am 22. und 23.10. dampft's wieder.

Hinweis: Ein 35-Minuten-Film der letzten „Bimmelbahn”-Fahrten auf Video & CD ist bei Modelbahn-Hahn (Ruf 037755 / 3332) erhältlich. Den Bildband „Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau - Carlsfeld”, 125 Seiten, gibt`s beim FHWE unter Ruf 0160 / 99060597.

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FHWE-Presseartikel

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