Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.

Artikel aus dem Preß’ Kurier vom Dezember/Januar 2002

Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten

Foto: Sammlung Eckbert Heinz
Unbekannt ist die Loknummer der sächsischen 94, die 38 322 am 7. Februar 1935 Vorspanndienst leistete und am Unfall hinter Tannenbergsthal mit beteiligt war.
Foto: Sammlung Eckbert Heinz
. Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V., Carlsfeld/Schönheide Süd

Am 13. Oktober veranstaltete der FHWE seinen diesjährigen Tag der offenen Tür im und am Lokschuppen Carlsfeld. Für den Verein wurde es wieder ein schöner Erfolg. In Sachen öffentliche Veranstaltungen werden beim FHWE derzeit (noch) eher kleine Brötchen gebacken, und somit bedeuten die zirka 200 Besucher eine gute Resonanz. Auch beweisen sie, daß auch ein seltenes Bahngebäude Interesse auf sich ziehen kann, obwohl anderswo Dampfloks in Aktion erlebt werden können. Der Besuchermagnet schlechthin waren - wie erwartet - die (überfüllten) Eisenbahnfilmvorführungen von Karl Wolf, der mit seiner modernen 16-mm-Tonfilmtechnik zu Zeiten des überschwemmten Eisenbahnvideomarktes einmal zeigte, welchen Reiz eine große Leinwand auch im Amateurbereich gegenüber dem heimischen Fernsehbildschirm hat. Höhepunkt war natürlich der Streifen „Im Fahrplan gestrichen“ über die Strecke Wilkau-Haßlau - Carlsfeld, der in wesentlichen Teilen in Farbe bereits ab 1949 auf Zelluloid gebannt wurde.

Seit Oktober geht auch wieder die Innensanierung des Carlsfelder Lokschuppens voran, und zwar mit der Komplettierung der 2001 begonnenen Neuanbringung des Innenputzes. Auch zum Wiedereinbau der Anschlußweiche der Strecke Schönheide Ost - Muldenberg im Bahnhof Muldenberg gibt es neue Impulse, über die aller Voraussicht nach im Jahr 2003 berichtet werden kann. An dieser Stelle soll bezüglich der CA-Linie aber einmal in die Vergangenheit zurückgeschaut werden, als sich 1935 in der Nähe von Tannenbergsthal aufgrund der kalten Jahreszeit ein Eisenbahnunfall ereignete. Ab Januar 1935 gab es im Westerzgebirge und im oberen Vogtland starken Frost, verbunden mit andauernden Schneefällen. Meterhohe Schneewehen führten verschiedentlich zu Verkehrsbehinderungen, so am 7. Februar 1935 auch auf der CA-Linie.

Der Frühzug aus Chemnitz war an diesem Tag mit 38 322 bespannt und hatte aufgrund ver­schiedener Probleme schon hinter Aue etwa eine Stunde Verspätung. An verschiedenen Stellen kam der Zug nur langsam über die verschneite Strecke. Ab Eibenstock unt. Bf. erhielt der Train Verstärkung, und zwar vermutlich durch die sonst für den Einsatz auf der Eibenstocker Steilstrecke zuständige 94. Doch auch mit dieser Bespannung schaffte es der Zug nur über Schönheide bis kurz hinter Tannenbergsthal. Auf der langen Geraden in Richtung Hammerbrücke, zweigte damals hinter dem Bahnübergang über die heutige S 300 noch ein Gleis zu einem Moor ab. Die Anschlußweiche war an diesem 7. Februar 1935 vereist. Als gegen 9 Uhr der Zug diese Weiche passierte, entgleisten beide Lokomotiven, 38 322 legte sich auf die Seite. Ebenso sprangen die ersten drei Wagen aus dem Gleis. Außer einer Frau, die einen Schock erlitt, trugen die Reisenden keine Unfallfolgen davon. Während der Streckensperrung kamen sie in den „Genuß” eines Schienenersatzverkehrs, der mittels Postkraftwagen eingerichtet wurde. Lediglich die Eisenbahner des Adorfer Hilfszuges erwartete ein schönes Stück Arbeit: Sie „durften“ bei eisiger Kälte die Fahrzeuge wieder eingleisen.

Holger Drosdeck

FHWE-Presseartikel

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