Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.

Artikel aus der Freien Presse vom 5. Januar 2001

Dem Bagger ein Schnippchen geschlagen

Verein „Westsächsische Erlebnis- und Touristikbahnen“ setzt sich für den Erhalt des historischen Lokschuppens in Carlsfeld ein

Foto: G. Meyer
Der Lokschuppen von Carlsfeld - der Verein „Westsächsische Erlebnis- und Touristikbahnen“ setzt sich für seinen Erhalt ein.
Foto: Günter Meyer

Information

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Für Interessenten über den Verein „Westsächsische Erlebnis- und Touristikbahnen“, Hauptstraße 68 in 08425 Carlsfeld.

. Glas ist schon lange nicht mehr in den Fensterrahmen, die beiden Torflügel fehlen. Schutzlos ist das Innere des Gebäudes Wind und Wetter preisgegeben - in diesem Zustand machte der alte Lokschuppen im erzgebirgischen Carlsfeld in den letzten Jahren einen verwahrlosten Eindruck. Es sah so aus, als warte das Bauwerk nur noch auf den Abrissbagger. Doch das ehemalige Heizhaus, wie es zu Zeiten vor 1920 hieß, sieht dank einiger engagierter Eisenbahnfreunde besseren Zeiten entgegen. Der Verein „Westsächsische Erlebnis- und Touristikbahnen“ wird das Bauwerk erhalten, ist es doch der letzte im Originalzustand erhalten gebliebene einständige Schmalspur-Lokomotivschuppen Sachsens.

Davon gab es auf dem Gebiet des heutigen Freistaates einmal eine ganze Menge. Ob in Mulda, Neichen, Hetzdorf oder Grünstadtel - an insgesamt 17 Stationen ihres großen Schmalspurnetzes hatten die Königlich Sächsischen Staatsbahnen kleine Heizhäuser errichtet, die für genau eine Lok Platz boten. Ein solcher Schuppen entstand auch 1896/97 in Carlsfeld, als man die bereits bestehende 750-mm-Schmalspurbahn aus Richtung Wilkau-Haßlau bei Zwickau über Wilzschhaus hinaus verlängerte. Die Strecke zwischen Wilkau, wie die Ortschaft bis 1937 hieß, und Carlsfeld wurde in mehreren Abschnitten ab 1881 erbaut und erreichte in ihrer vollen Ausdehnung eine Länge von knapp 42 Kilometern.

Fast 70 Jahre beheimatete das Carlsfelder Heizhaus eine Lok. Die letzte war hier bis zum 15. Juli 1967 zu Hause. An diesem Tag verkehrte zwischen Carlsfeld und Schönheide Süd, wie der Bahnhof Wilzschhaus inzwischen hieß, der letzte Güterzug, nachdem der Personenverkehr bereits ein reichliches Jahr zuvor eingestellt worden war. Danach baute die Deutsche Reichsbahn die Gleisanlagen ab. Statt einer Dampflok beherbergte der Schuppen danach einen Lkw oder diente zeitweise als Lagerraum. Ein solches Schicksal teilte der Lokschuppen mit zahlreichen anderen sächsischen Heizhäusern. Nach einigen Jahren waren letztere überflüssig oder baufällig und wurden abgerissen.

Auch in Carlsfeld stand der Bagger schon zweimal bereit. Beide Male gelang es den Hobbyeisenbahnern jedoch, den Abriss zu verhindern. Zuletzt 1998, als sich der Verein „Westsächsische Erlebnis- und Touristikbahnen“ gründete und sich dem Erhalt des Heizhauses verschrieb. Gemeinsam mit dem Eigentümer des Gebäudes, der Stadt Eibenstock, setzte man sich nun an einen Tisch und einigte sich schließlich auf die Sanierung des Bauwerkes.

Nach zähem Ringen um jede Mark für die Finanzierung konnten im Novembervorigen Jahres die Bauleistungen vergeben werden. Inzwischen wurde das Dach neu gedeckt, des Weiteren konnten bereits wichtige Teile des Fachwerkes erneuert werden. In diesem Jahr sind eine Reihe weiterer Arbeiten an der Fassade auszuführen. Und wenn alles klappt. sollen auch wieder einige der Gleise zum Liegen kommen, womit die Aufstellung eines originalen sächsischen Schmalspurzuges ermöglicht würde.

von Marco Drosdeck
5.1.2001

FHWE-Presseartikel

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