Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.

Kleiner Reisebericht über den Osterexpress aus Sicht einer Nicht-Dampflokverrückten

Den Bildbericht gibt unter Aktuelles.

Kleine Vorgeschichte, um meine Situation klarzumachen, wie ich als nicht Dampflokfan zur Fahrt mit dem Osterexpress kam:

Die Familie Anschütz, bestehend aus Vater Renée, Mutter Bärbel und Tochter Jana hatten ihren „Adoptivsohn“ Danny nebst Freundin Katharina (kurz Kathi, also ich), zu einer Fahrt mit der Dampflok in das Vogtland eingeladen. Danny und Ich fuhren ersteimal am 24.03.2005 nach Irfersgrün, wo uns Tochter Anschütz erwartete, da die Eltern noch in Gera weilten. Die nächsten 2 Tage wurden mit Ausflügen und Krankenpflege verbracht.


Am 26.03.05 fuhr die Familie Anschütz mit Danny und Mir von Irfersgrün nach Zwickau und von dort aus nach Chemnitz. Dort sollte es dann mit der Dampflok losgehen.

Treffpunkt: Chemnitz Hauptbahnhof

Wir, das heißt Renée, Bärbel, Jana, Danny und ich saßen nun im Waggon Numero 5 von 9 Waggons, der von einer kleinen, süssen Dampflok gezogen wird (na ja, klein stimmt eigentlich nicht: in Wirklichkeit war sie ziemlich groß, nur von meiner weiter entfernten Position sah die Dampflok eher klein aus. Deshalb habe ich meine Meinung später revidiert.) Planmäßige Abfahrt: 10.23 Uhr.

Ach, ich vergaß zu erwähnen, dass hier noch mehr Eisenbahn- bzw. Dampflokfreunde im Wagen sitzen, die alle (mit Ausnahme von Bärbel, Jana und mir) total Eisenbahngeschädigt- bzw. –süchtig waren. Danny muss natürlich erst einmal Fotos machen (so wie die vielen anderen) und schnüffeln.

Bärbel, Jana und ich sitzen derweil schon im Wagen und beschäftigen uns anderweitig: Bärbel spielt mit ihrem Handy, Jana hört Musik und ich schreib natürlich alles auf, was um mich herum passiert. Dabei mache ich die Entdeckung, dass bei unserem Hauptorganisator Holger Drosdeck Stress aufkommt, da die Platzanzahl irgendwie nicht stimmte. Aber das hat sich schon nach wenigen Minuten erledigt. Letztendlich hatte doch alles seine Richtigkeit.

Meine Güte, es ist hier ein Kommen und Gehen: rein in den Wagen, raus aus dem Wagen und durch den Wagen. Es geht zu wie in einem Bienenstock. Ein Geschnatter und Gerede, alle durcheinander. Ingo (einer unserer Bekannten und Freund von Renée) ist aber immer herauszuhören. Seine Stimme ist unverkennbar.

Es ist jetzt 10.23 Uhr. Unser Zug verlässt jetzt Chemnitz Hauptbahnhof, natürlich nicht eher, bevor die Dampflok nicht ihren Brüller losgelassen hat.

Da ja Ostern ist, begleiten uns ein paar süße Osterbunnies. Oh, ich höre gerade, dass auch unsere Verpflegung sichergestellt ist: es gibt Thüringer Rostbrätl, traditionellen Kartoffelsalat und für die kleinen Naschkatzen (und da zähle ich mich dazu) Eisbecher. LECKER!!!

Im Moment (es ist halb 11) stehen wir im Bahnhof Chemnitz Süd. Aber im gleichen Moment wo ich schreibe hat die Dampflok ihr Abfahrtssignal in Form ihres Brüllers losgelassen. Wie ich gerade sehe, hält Danny seinen Kopf zum Fenster raus um sich frischen Wind um die Nase wehen zu lassen (obwohl ich Dampflokqualm nicht gerade als Frischluft bezeichnen würde :-))

10.37 Uhr: kurzer geschichtlicher Abriss über die Strecke durch unseren Lokführer: Einzelheiten erspare ich mir, weil ich mir NICHTS gemerkt habe.
Unsere Osterhasen sind auch grad unterwegs durch den Zug und verteilen Süßigkeiten an die lieben kleinen (ICH WILL AUCH WAS!!!)

10.43 Uhr: Aufenthalt in Einsiedel, Dauer: unbekannt (der Chef sagte was von einigen Minuten). Wie lange „einige Minuten“ sind, sei dahingestellt. Gerade habe ich von einer kleinen Osterhäsin ein orangefarbenes Osterei bekommen. Süß!

Es hat jetzt angefangen zu regnen. Aber das kann die Stimmung nicht wirklich trüben, denn solange wir noch fahren können ist alles in Ordnung.

10.53 Uhr: Abfahrt aus Einsiedel, weiter geht`s in Richtung Schlettau. Kaum abgefahren stecken die Leute auch schon wieder ihre Köpfe aus dem Fenster. Als gäbs nichts anderes!! Naja, was auch. Gerade hat unsere Dampflok 3 Brüller losgelassen. Die hören sich schön sanft und rauchig an (ist ja auch kein Wunder bei dem vielen Gerauche und Gequalme).

Gerade kommt der Getränkeservice durch. Im Angebot: Limo, Wasser und (wie sollte es auch anders sein) BIER für unsere Herren der Schöpfung.

11.05 Uhr: Aufenthalt in Burghardtsdorf, Dauer des Haltes (sage und schreibe) 1 MINUTE. Abfahrt (dem zu Folge) 11.06 Uhr. Oh, hier wird pünktlich abgefahren.

Meine Güte, das ruckelt und schuckelt so rhythmisch wie beim ..., na ja, reden wir nicht drüber.

Oh, Danny lässt sich auch mal wieder bei mir blicken. Welch seltener Besuch. Und sein Gesicht ist auch schon leicht geschwärzt. Schwupps, schon ist er wieder weg und ich bin wieder allein. Na ja, nicht ganz. Ich habe ja noch Bärbel und Jana. Bärbel futtert gerade ein belegtes Baguette mit Salami, während Jana sich auf dem Klo befindet. Apropos Klo: Was ist die Funktion einer Toilette? Naaaa? GENAU! Man verrichtet auf einer Toilette sein Geschäft. ABER hier hat es noch eine zweite Funktion bekommen. Da das eine Fenster ständig belagert ist, wird das Klofenster zum zweiten Aussichtspunkt erklärt.

11.29 Uhr: Gerade kam der zweite Getränkeservice durch. Im Angebot: Kesselwasser. Zur Erklärung: „Kesselwasser“ (so nennen es einige Eisenbahner) wird im Volksmund als KAFFEE bezeichnet.

Unser Zug hat auch eine eigene Nebelmaschine, wie es sie in den Diskotheken gibt. Am Übergang zwischen unserem Waggon und dem vor uns verläuft eine Heizleitung, aus der Dampf austritt, sich in unseren Waggon schleicht und uns die Sinne vernebelt.

So mal nebenbei. Ich habe bemerkt, dass die Leute hier alle recht entspannt sind und auch nett und freundlich miteinander umgehen. Es gibt kein Gestreite und Gezanke. Es ist richtig gemütlich und angenehm.

Und was wir schon alles an Leuten gesehen haben: die Paparazzis stehen überall auf der Strecke. Im Gebüsch, auf Hügeln und ich weiß wo. Woher wissen die, dass eine Dampflok unterwegs ist? Na ja, ist ja auch egal.

11.50 Uhr: Wir erreichen den Bahnhof Aue/Sa. Wir werden entlassen, dann fährt unser Zug weiter nach nirgendwo. Wir sind jetzt in einen blauen Bus umgestiegen. Kennzeichen: ASZ KM 22. Was auch immer das heißt. Und wohin geht es jetzt? Danny? Aha, Richtung Schönheide (wo auch immer das ist).

Punkt 12.00 Uhr: Abfahrt vom Bahnhof Aue/Sa. Wir erreichen Schönheide so zwischen halb und dreiviertel 1. Dort ist dann erst einmal MITTAGESSEN angesagt. Danach (13.15 Uhr) ist wieder Abfahrt mit der Dampflok angesagt. Das wir nun Bus fahren hat damit zu tun, dass irgendwas mit der Strecke nicht in Ordnung ist oder so. Ich habe keine Ahnung, es wurde mir zwar erklärt, aber ich habe es nicht wirklich verstanden. Ist ja auch egal. Jedenfalls fahren wir jetzt Schienenersatzverkehr. Und wir fahren hier Serpentinen ohne Ende. Mal rechts rum, mal links rum. Wenigstens bekommen wir keinen Drehwurm, da sich dieser ständige Wechsel von rechts und links in etwa in der Waage hält. Also wird dem Drehwurm durch das Wiederherstellen der Neutralität vorgebeugt.

Ich sehe mir die Landschaft um uns herum an, während sich Danny, Ingo und Holger über die Schienen, Tunnel und Gleise in der Gegend auslassen. Sehr interessant :-).

12.32 Uhr: Ankunft am Bahnhof Schönheide. Man riecht sofort Bratwurst. Bei vielen hatte sich mittlerweile auch ein Hungergefühl breit gemacht. Deshalb wünsche ich allen GUTEN APPETIT bei Wurst und Brötchen. Natürlich rennen die Kinder mit ihrem Essen durch die Gegend. Und wenn sie dann hinfallen und das Essen auf dem Boden liegt, ist das Geschrei groß. Selber Schuld sag ich da nur. Man, man, es ist Mittagszeit und es wird schon Bier getrunken. Zum MITTAGESSEN. Na ja, wer es braucht: PROST!!

Ich stelle gerade fest, dass hier noch mehr raucht, als nur die vielen Grills, nämlich eine kleine, süße Dampflok (diesmal ist sie wirklich klein!!!), die auf der anderen Seite der Schiene steht. Langsam werden auch die Leute nervös. Wann geht es von hier los? Aha, in einer viertel Stunde (also 13.15 Uhr). Es ist jetzt übrigens 13.00 Uhr. Na mal sehen, ob wir hier auch pünktlich abfahren, so wie in Burghardtsdorf.

13.05 Uhr: Die Lok ist an die Wagen angekoppelt. Das ist natürlich wieder ein Spektakel. Alle Leute fotografieren, Danny natürlich auch dazwischen. Und die Nervosität steigt. Wir dürfen dann auch einsteigen. Und uns Plätze suchen. Renée klopft schon mit dem Fuß. Wann geht`s endlich los? fragt er sich bestimmt.

13.15 Uhr: Und wir sind pünktlich los. Danny und Renée sind natürlich gleich los, um ihre Nasen wieder in den Wind zu halten. Wohl eher in den Dampf, um wieder high zu werden, so wie viele andere auch.

Kurzer Halt in Neuheide. Nicht einmal eine Minute Pause. Und ich frage mich, wo Danny steckt. Verschollen in der Bahn.

13.47 Uhr: Halt in der Einöde zum Fotografieren. Natürlich zuerst der gesamte Verein des FHWE, anschließend die Familie Anschütz mit Danny und mir vor der Dampflok. Was auch sonst. Ist ja nicht oft, dass wir so zusammen sind. Eigentliche Abfahrtszeit war 13.37 Uhr, aber wir fahren erst 13.39 Uhr ab. Das stieß bei unserem Lokführer nicht gerade auf Beifallsrufe, im Gegenteil. Also müssen wir jetzt die 2 Minuten Verspätung aufholen.

13.47 Uhr: Ankunft in Neuheide. Wir wandern jetzt nach ??????. Keine Ahnung. Na mal sehen. Die Lok jedenfalls fährt jetzt weiter.

14.07 Uhr: Wir stehen mitten in der Pampa in einer Kurve, wo in wenigen Minuten die Dampflok wieder vorbeifahren soll. Und wir warten und warten und warten. Bisher können wie sie nur hören. Na, wo bleibt sie denn? Jaaa, sie kommt!!! Sie kommt mit einem Affentempo vorbei und qualmt gewaltig. So, die Brücke ist im Qualm verschwunden. Und wir ziehen auch weiter. Wir nehmen den Weg über die Gleise. Vater Anschütz führte den zweiten Teil unserer großen Gruppe an und Danny lief (mit Warnweste bekleidet) am Ende unsers menschlichen Zuges.

14.38 Uhr: wieder ein Fotohalt. Die Erwachsenen (Renée und Ingo) haben ein neues Spielzeug gefunden: ein paar aufgestapelte Holzbalken, auf denen es sich gut wippen lässt. Ja ja, das Kind im Manne.

15.17 Uhr: Nach einem Marsch von 11/2 Stunden mit Zwischenstops erreichen wir das Hotel „Karola“ in Schönheide. Bärbel ist total ausgebrannt. Ihr Akku ist löööööör. Der muss jetzt erst mal mit einer Tasse Kaffee aufgeladen werden. Auch Tochter Jana ist fix und alle. Für sie gibt es ebenfalls Kaffee. Renée trinkt ein Schwarzbier und ich eine Tasse Schwarztee mit Zitrone. Wir sehen uns jetzt 2 Filme zum Thema Eisenbahn im Vogtland im Laufe der Geschichte an. Wie langweilig!!!

15.40 Uhr: Der erste Film hat angefangen. Ich sehe zwar nichts, aber ich höre das Geratter und Gebimmel und Getöse. Wunderbar :-).

17.03 Uhr: Die Filme endeten vor 3 Minuten. Jetzt ist noch mal gemeinschaftliches Kaffeetrinken angesagt. Das Problem war nur, dass wir nicht alle Platz an dem Tisch hatten. Aber die Leute vom Hotel haben das schnell in die Reihe bekommen. Es wurden Tische und Stühle herbeigeholt und zusammengestellt. Nach 3 Minuten sind alle wieder vereint.

17.17 Uhr: Der Großteil von unserer Truppe trinkt Kaffee und isst Kuchen, aber einige wenige (2 um genau zu sein) trinken lieber einen Cocktail.

17.40 Uhr: In 5 Minuten trudelt unser Bus ein. Und erst jetzt bekommt Jana ihren bestellten Salat. Und sofort reagierte Vater Anschütz. Kurz darauf fiel der gesamt Tisch in einen Anfeuerungsruf ein. JANA! JANA! JANA! Und dann musste alles schnell gehen. Schnell bezahlen, schnell den Salat einpacken lassen und dann schnell zum Bus hasten, der schon vor dem Hotel auf uns wartete. So, sind alle drin? Ja, scheint so. Also dann, Türen schließen und abfahren. Abfahrt: 17.49 Uhr. Es geht nun Richtung Heimat. Der Bus bringt uns zum Haltepunkt Rodewisch. Von dort aus geht es dann weiter nach Zwickau, wo sich unser gesamter Trupp in alle Himmelsrichtungen zerstreuen wird. Für Renée, Bärbel, Jana, Ingo, Danny und natürlich meine Wenigkeit geht es wieder mit der Vogtlandbahn zum Campingplatz nach Irfersgrün.


So, dass war also mein kleiner Reisebericht über diesen wundervollen, wenn auch etwas stressigen Tag. Alles in allem hat es mir riesigen Spass gemacht. Obwohl ich eigentlich kein Eisenbahnfan bin. Na ja, jedenfalls war es ein Erlebnis, dass ich nicht missen möchte. Sollte noch mal so etwas anstehen bin ich gerne wieder dabei, um einen Reisebericht zu schreiben.


Also bis dann und gute Fahrt wünscht Katharina Fuchs

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