Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.
Wilzschhaus Nostalgie-Express

Zur Historie des Reisezugwagens 300-579, Gattung Bip

aktualisiert Januar 2017

Foto: Sammlung FHWE

.
Bei dem Reisezugwagen 300-579 handelt es sich um einen zweiachsigen Altbau-Personenwagen ursprünglich österreichischer Herkunft, den es nach 1938 nach Sachsen verschlagen hat. Dies hatte den Hintergrund, dass durch den damaligen, so genannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in der Deutschen Reichsbahn (DRB) aufgingen und durch die Verschmelzung beider Bahngesellschaften ein gewisser Austausch deutscher und österreichischer Eisenbahnfahrzeuge einsetzte. So wurden deutsche Wagen in Österreich heimisch, aber auch in umgekehrter Richtung fand ein derartiger Fahrzeugaustausch statt.

Der beim FHWE vorhandene Wagen mit der Reichsbahnnummer 300-579 gehört einer Serie von Nebenbahn-Personenwagen an, welche die königlich-kaiserlich österreichischen Staatsbahnen (kkStB) in den Jahren 1909 bis 1917 beschafften. Das Fahrzeug weist einen Achsstand von acht Metern auf. An jeder Längsseite besitzt der Wagen sechs Fenster. Wie 330-318 besitzt auch 300-579 an beiden Stirnseiten offene Fahrzeugbühnen. Der Wagenkasten des 300-579 ist eine Holzkonstruktion. Die Innenverkleidung besteht ebenfalls aus Holz, die Außenverkleidung aus Blech. Der Wagen gehört zur einzigen altösterreichischen Typenserie mit einfachem Sprengwerk.

Die Wagennummer 300-579 bekam das Fahrzeug 1958 bei der Deutschen Reichsbahn im Rahmen der Einführung des Nummernsystems nach dem Schema 123-456 für Reisezugwagen. Vermutlich bis in die 1960er Jahre lief das Fahrzeug bei der DR als regulärer Personenwagen. Später ging er im planmäßigen Reisezugverkehr außer Dienst und wurde zum Werkzugwagen des Reichsbahnausbesserungswerkes (Raw) Karl-Marx-Stadt unfunktioniert. Für das Raw verkehrte jeweils zu den Schichtwechseln ein Werks-Pendelzug zwischen dem Hauptbahnhof und dem Raw. Bis 1977/78 gehörte 300-579 zu der bis dato aus drei Altbauwagen bestehenden Raw-Pendelzuggarnitur. Um 1977/78 wurden die Altbauwagen durch Rekowagen der Gattungen Bag und Baag ersetzt.

Dem damaligen Karl-Marx-Städter Raw-Lehrling und Eisenbahnfreund Heiko Kußmann sowie dem Werksdirektor des Raw ist es zu verdanken, dass 300-579 sowie die anderen beiden Wagen 1977/78 nicht verschrottet, sondern der "Zentralen Arbeitsgemeinschaft des DMV der Rbd Dresden" zugeführt wurden. Die Wagen gingen zunächst in die Obhut der Industriebahn Dresden, wo mit Herrn Kurt Streit ein weiterer rühriger Eisenbahnfreund zugegen war. Hier verblieben die Fahrzeuge des ehemaligen Karl-Marx-Städter Raw-Pendelzuges für die nächsten Jahre. In den Sommermonaten wurden sie zumeist als Umkleidekabinen für die Arbeitskräfte des Studentensommers genutzt. Die beiden preußischen Wagen wurden um 1985 nach Güstrow überführt und im dortigen Bahnbetriebswerk hinterstellt. Kurz nach der Wende gingen diese dann zur Museumseisenbahn Minden.

Den ursprünglich österreichischen 300-579 verschlug es irgendwann zwischen Ende 1992 und 1994 von Dresden zum Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde (VSE) nach Schwarzenberg. Dort stand der Wagen zunächst im Lokschuppen und später im Freigelände abgestellt, bevor das Fahrzeug 2012 zum FHWE nach Schönheide Süd überführt wurde.

Hier geht es zur Hauptseite über den Wagen 300-579.

Bitte helfen auch Sie mit, dass 300-579 möglichst bald wieder ein einsatzfähiger Regelspur-Altbaupersonenwagen werden kann. Benötigt wird auch Ihre Spende!

Erzgebirgssparkasse
IBAN: DE70 8705 4000 3667 0000 99
BIC: WELADED1STB
Kontoinhaber: FHWE e.V.
Verwendungszweck: ZUG UM ZUG ZUM ZUG


zurück zur Übersichtsseite „ZUG UM ZUG ZUM ZUG”

zurück zur FHWE-Startseite

FHWE-Startseite