Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.
Bereits aufgearbeitet:

Der historische FHWE-Güterzug

aktualisiert Januar 2017

Foto: FHWE

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Dass der FHWE die grundlegende Restaurierung von fast schrottreifem Wagenmaterial tatsächlich beherrscht und nicht nur davon redet, hat der Verein im Rahmen des historischen FHWE-Güterzuges sowie bei der Aufarbeitung von Schmalspurfahrzeugen bereits unter Beweis gestellt. Zwischen 2007 und 2012 wurden bisher drei zweiachsige, klassische Güterwagen aufgearbeitet, die zusammen mit der Kö 4017 den historischen FHWE-Güterzug bilden. Drei weitere Wagen stehen in Reserve, die zu einem späteren Zeitpunkt noch aufgearbeitet werden sollen - je nach Arbeitskapazität.

Der historische FHWE-Güterzug kommt zu verschiedenen Zwecken zum Einsatz. Im Wesentlichen gibt es für die Güterwagen in Schönheide Süd aktuell drei Verwendungsmöglichkeiten. Zum einen dienen diese Fahrzeuge dem FHWE als Bahndienst- und Bauzugwagen. Dies trifft vor allem auf den gedeckten Güterwagen 05-43-95 sowie auf den Flachwagen 62-21-05 zu. Zum anderen werden die Güterwagen im Rahmen der zirka aller ein bis zwei Jahre stattfindenden WCd-Schmalspurbahn-Festivals genutzt. Dann werden die Wagen zu Vorführungs- und Demonstrationszwecken in der Rollwagengrube des Bahnhofs Schönheide Süd auf schmalspurige Rollfahrzeuge verladen bzw. in Schmalspurgüterzüge auf der Schmalspurseite des Bahnhofs Schönheide Süd eingereiht und in diesem Rahmen unter anderem bei Fotoaktionen präsentiert. Zu guter Letzt verkehrt der FHWE-Güterzug bei Sonderveranstaltungen in größeren Abständen auch auf der CA-Linie zwischen Schönheide Süd und Hammerbrücke als Fotogüterzug, was sich bei Fotografen und Videofilmern großer Beliebtheit erfreut.

Alle inzwischen aufgearbeiteten Fahrzeuge des historischen FHWE-Güterzuges befanden sich bei ihrer Ankunft im Bahnhof Schönheide Süd jeweils in einem sehr schlechten, nahezu schrottreifen Zustand. Die Fahrzeuge wurden mit einem extrem hohen Aufwand vor Ort vorbildlich restauriert, was pro Fahrzeug zumeist ein bis zwei Jahre Arbeitszeit in Anspruch nahm. Intensiv waren bei den Fahrzeugaufarbeitungen nicht nur der Zeitaufwand, sondern auch die Kosten. Diese musste der FHWE im Wesentlichen aus Eigenmitteln finanzieren. Eine Unterstützung stellten dabei die Spendeneingänge im Rahmen der FHWE-Spendenaktion 2008-2010 „Güter auf die Schiene!” dar. Im Folgenden werden die einzelnen Fahrzeuge des historischen FHWE-Güterzuges beschrieben.

Gedeckter Güterwagen 05-43-95, Gattung G 10

Foto: FHWE

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Die zweiachsige, gedeckte Güterwagengattung G 10 ist als eine der klassischsten und bekanntesten Güterwagenbauarten schlechthin zu bezeichnen. Dieser Wagentyp gehört zu den so genannten Güterwagen der Verbandsbauart. Der G 10 entsprach dabei dem Wagentyp nach Musterblatt A2. Diese Wagen waren bei den deutschen Ländereisenbahnverwaltungen sowie später bei der Deutschen Reichsbahn absolute „Massenware” - ein echter „Lohn- und Brot-Wagentyp” für alle möglichen Gutarten. Über 120.000 Stück dieses Wagentyps wurden zwischen 1910 und 1927 bei verschiedensten Waggonfabriken hergestellt. Die Wagenlänge beträgt 9,60 m, der Achsstand 4,50 m, das Ladevolumen 45,7 m3 und das Ladegewicht 15,75 Tonnen. Bei der Vorkriegsreichsbahn waren diese Wagen in die Gattungsbezirke „Karlsruhe”, „Kassel” und „München” eingereiht. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Deutsche Bundesbahn im Westen Deutschland genauso wie die Deutsche Reichsbahn der DDR noch viele Jahre bzw. Jahrzehnte nicht auf diesen Wagentyp verzichten. Die letzten dieser Wagen dürften bei der DR erst Ende der 1970er Jahre als reguläre Güterwagen ausgemustert worden sein. Viele von ihnen fanden danach als Bahndienstwagen, Hilfszugwagen oder Gerätewagen bahnintern eine weitere Verwendung. Nur ein Bruchteil der jemals hergestellten Anzahl dieser Wagen ist heute bei Museumsbahnen noch vorhanden, unter anderem der Wagen 05-43-95 beim FHWE in Schönheide Süd.

Der Wagen 05-43-95 gelangte schon 1992 nach Schönheide Süd, damals noch mit einem regulären Güterzug der Deutschen Reichsbahn. Vorher stand er Jahre lang abgestellt in Leipzig-Engelsdorf. Im Bahnhof Schönheide Süd vegetierte 05-43-95 zunächst weitere 15 Jahre vor sich hin, bevor 2007/08 seine Vollaufarbeitung stattfand. Zu diesem Zwecke wurde das nicht mehr zu gebrauchende, vermoderte Holz des Wagenkastens komplett entfernt. Das Fahrgestell und das stählerne Gerippe des Wagenkastens wurden sandgestrahlt, grundiert und lackiert. Mehrere Anbau- und Beschlagteile aus Metall mussten gerichtet, repariert oder gar gänzlich neu angefertigt werden. Ebenso wurde das Holz der Wagenkasten-Seitenwände sowie des Bodens komplett erneuert. Lediglich im Dachbereich blieb altes Holz erhalten. Das Dach musste holzmäßig aber dennoch teilweise erneuert werden, außerdem wurde es natürlich neu gedeckt. Der Hauptteil der Aufarbeitung des 05-43-95 wurde innerhalb kürzester Zeit zwischen März und Juni 2007 bewerkstelligt. Im Rahmen des I. WCd-Schmalspurbahn-Festivals 2007, welches die Einweihungsfeier für die wieder aufgebauten Schmalspurgleise des Bahnhofs Schönheide Süd darstellte und vom 22. bis 24. Juni 2007 stattfand, wurde 05-43-95 erstmals in aufgearbeitetem Zustand der Öffentlichkeit präsentiert, zunächst noch ohne Beschriftung. Der Wagen stieß dabei auf sehr großes Interesse und das Aufarbeitungsergebnis wurde vielfach gelobt. Die Beschriftung des Wagens wurde im Frühjahr 2008 angebracht und noch später wurde der Wagenboden wieder eingebaut. Der 05-43-95 war der erste Güterwagen, welcher im Rahmen des historischen FHWE-Güterzuges aufgearbeitet wurde.

Flachwagen 62-21-05, Gattung Rmms

Foto: FHWE

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Bei diesem Flachwagen des Baujahres 1944 handelt es sich um ein Exemplar der so genannten Güterwagen der Kriegsbauart. Bei der Deutschen Reichsbahn trugen diese Wagen das Gattungszeichen Rmms und waren in den Gattungsbezirk „Ulm” eingeordnet. Erstes Baujahr dieses Wagentyps war 1942. Im Prinzip stellte jene Wagengattung eine auf die Anforderungen des Kriegseinsatzes angepasste Weiterentwicklung der „Friedensvariante” des gleichen Wagentyps dar. Die - wenn man so will - „Friedensversion” gehörte zu den so genannten Güterwagen der geschweißten Bauart und wurde zwischen 1936 und 1938 als Gattung R des Gattungsbezirks „Stuttgart” hergestellt bzw. in modifizierter Form ab 1938 als Gattung Rs weiter produziert, ebenfalls eingereiht in den Gattungsbezirk „Stuttgart”. Die im Falle des 62-21-05 vorliegende „Kriegsvariante” dieses Wagentyps (Gattung Rmms, Gattungsbezirk „Ulm”) hat eine Länge von 12,0 m und einen Achsstand von 8,0 m aufzuweisen. Das Ladegewicht beträgt 24,5 Tonnen.

Der Wagen 62-21-05 gehörte bis zum Jahr 2008 dem Sächsischen Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf, wo das Fahrzeug in völlig desolatem, verfallenem Zustand und schon von Buschwerk eingewachsen vor sich hin rostete. Anfang 2008 kaufte ein FHWE-Mitglied den Wagen dem Sächsischen Eisenbahnmuseum ab. Im März 2008 trat 62-21-05 seine Reise nach Wilzschhaus an. Im Mai 2008 wurde der Wagen - in noch völlig unaufgearbeitetem Zustand - beim II. WCd-Schmalspurbahn-Festival 2008 in Wilzschhaus der Öffentlichkeit gezeigt. Zwischen Sommer 2008 und Herbst 2009 wurde 62-21-05 in Schönheide Süd von Grund auf restauriert. Das Holz des Fahrzeugbodens wie auch der Seitenwände musste komplett erneuert werden. Auch waren bei diesem Fahrzeug Stahlbauarbeiten notwendig. Das Sandstrahlen, Grundieren und Neulackieren des Wagens gehörte sowieso zum Arbeitsumfang. Anfang Oktober 2009 bekam die Öffentlichkeit den 62-21-05 beim III. WCd-Schmalspurbahn-Festival 2009 erstmals in restauriertem Zustand zu sehen. Auch fuhr der Wagen zu diesem Anlass erstmals in einem Fotogüterzug von Schönheide Süd nach Tannenbergsthal mit. Anfang Mai 2011 erhielt 62-21-05 schließlich abschließend seine Beschriftung. Seither komplettiert dieser Flachwagen in vollständig wiederhergestellter Form den historischen FHWE-Güterzug.

Offener Güterwagen 27-05-03, Gattung Op

Foto: FHWE

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Bei diesem zweiachsigen, offenen Güterwagen handelt es sich um einen Wagen der so genannten Länderbauart, welcher bis zirka 1910 produziert wurde. Dieser Wagentyp wurde bei der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft mit dem Gattungszeichen Op versehen und in die Gattungsbezirke „Schwerin” sowie „Würzburg” eingegliedert. Das Hauptgattungszeichen „O” weist den Wagen als offenen Güterwagen aus, das Nebengattungszeichen „p” zeigt die technischen Parameter a) nicht kippfähig, b) mind. 15 Tonnen Ladegewicht und c) Höhe der Bordwände (gemessen ab Schienenoberkante) maximal 1,90 m an.

Der Wagen 27-05-03 stand bis zum Sommer 2009 in völlig desolatem Zustand im ehemaligen Bahnhof Königshain-Hochstein an der früheren Eisenbahnstrecke Görlitz - Weißenberg. Dort wollte in den 1990er Jahren ein Verein einen Museumsbahnhof für die ehemalige Görlitzer Kreisbahn aufbauen, doch wurde dieses Vorhaben wieder aufgegeben. Somit waren auch die in Königshain-Hochstein gesammelten, historischen Güterwagen obsolet und wurden teilweise verkauft. Den offenen Wagen 27-05-03 kaufte 2009 ein FHWE-Mitglied für den historischen Güterzug. Im Frühsommer 2009 wurde 27-05-03 nach Schönheide Süd überführt. Im Sommer 2010 begann die Aufarbeitung dieses Wagens in Wilzschhaus. Wie bei den beiden anderen, bereits aufgearbeiteten Wagen des historischen FHWE-Güterzuges waren auch beim 27-05-03 sämtliche Holzteile zu erneuern und am stählernen Fahrgestell waren umfangreiche Metallarbeiten notwendig. Das Sandstrahlen des Untergestells fand im Juli/August 2010 statt. Der Neuaufbau des hölzernen Wagenbodens sowie der Seitenwände erfolgte im August 2011. Beim V. WCd-Schmalspurbahn-Festival 2011 vom 2. bis 4. September 2011 war 27-05-03 erstmals für die Öffentlichkeit im Einsatz zu erleben, noch ohne Beschriftung. Selbige wurde im Juli 2012 an den 27-05-03 angebracht, womit auch dieser Wagen fertiggestellt war und seither den historischen FHWE-Güterzug als drittes aufgearbeitetes Fahrzeug bereichert. Beim VI. WCd-Schmalspurbahn-Festival 2012 vom 10. bis 12. August 2012 war der Wagen erstmals in vollständig fertiggestellter Form mit von der Partie.

Weitere, bisher unaufgearbeitete Güterwagen

Für den historischen Güterzug besteht die Option, diesen noch um zwei weitere Wagen zu erweitern. Im November 2010 wurde ein zweiachsiger, offener Güterwagen der Gattung Omu im Bahnhof Schönheide Süd angeliefert, welcher aus Kapazitätsgründen bisher noch nicht aufgearbeitet werden konnte. Wie der 27-05-03 stand auch dieser Omu vorher in Königshain-Hochstein. Im November 2012 gesellte sich auch noch ein gedeckter Güterwagen des Gattungsbezirks „Oppeln” zu den anderen Wilzschhauser Güterwagen dazu. Diesen „Oppeln” schenkte ein Freund des FHWE dem Verein, nachdem dieser Privatmann den Wagen einst selbst für einen vierstelligen Betrag von der Deutschen Bahn AG erworben hatte.

Wann diese beiden weiteren historischen Güterwagen durch den FHWE auch noch aufgearbeitet werden können, hängt im Wesentlichen von den Finanzen des Vereins und den freien Arbeitskapazitäten ab. Nicht jede Fahrzeugaufarbeitung kann immer so zeitnah umgesetzt werden, wie dies wünschenswert wäre. Denn sowohl die Höhe der hierfür verfügbaren Gelder als auch die Zahl der aktiven Vereinsmitglieder sind leider begrenzt.

Es muss auch gesagt werden, dass die Aufarbeitung der Personenwagen für den Wilzschhaus Nostalgie-Express in naher Zukunft eine deutlich höhere Wichtigkeit besitzt, als die Aufarbeitung weiterer Güterwagen.

Bitte helfen auch Sie mit, dass die Reisezugwagen des zukünftigen Wilzschhaus Nostalgie-Express ebenso vorbildlich aufgearbeitet werden können wie die bereits restaurierten Güterwagen des historischen FHWE-Güterzuges. Benötigt wird auch Ihre Spende!

Erzgebirgssparkasse
IBAN: DE70 8705 4000 3667 0000 99
BIC: WELADED1STB
Kontoinhaber: FHWE e.V.
Verwendungszweck: ZUG UM ZUG ZUM ZUG

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